Zinsen

Wiki-Wissen zu Zinsen

Im wirtschaftlichen Sinne sind Zinsen eine Gebühr, die Darlehensnehmer an Kreditgeber bezahlen müssen, um Geld zu leihen. Umgekehrt können Zinsen auch der Gewinn sein, den Geldgeber von Personen, die Geld leihen, bekommen. Das ist abhängig davon, ob man sich auf der Kreditgeber-, oder der Kreditnehmer Seite befindet. Im Bankwesen unterscheidet man zwischen Aktiv- bzw. Sollzinsen und Passiv- oder Habenzinsen. Aktivzinsen und Sollzinsen sind Gelder, die die Bank von Kunden erhält, die beispielsweise einen Kredit bei der Bank haben. Passivzinsen und Habenzinsen sind Zinsen, die die Bank an Anleger zahlen muss. Wenn ein Kunde beispielsweise ein Sparbuch bei einer Bank hat, müssen die Einlagen darauf mit Zinsen vergütet werden. Zinserträge beschreiben dabei den durch Zinsen entstehenden Gewinn aus Finanzanlagen. Das Gegenteil des Zinsertrags ist der Zinsaufwand. Für Kreditnehmer ist der Zinsaufwand der Preis des Kredits, sprich die Kosten, die durch das Leihen von Geld entrichtet werden müssen.

Für die Festsetzung der Zinsen sind Zentralbanken verantwortlich. Sie setzen den Leitzins, von dem wiederum die Zinsen der Banken abhängen. Im Euroraum ist der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) die wichtigste Referenz.

Durch das derzeitige Niedrigzinsniveau ist der Zinsertrag konventioneller Anlagen äußerst unrentabel. Dazu zählen beispielsweise Sparbücher. Durch die niedrigen Zinsen und eine konstante Inflationsrate wird das Geld auf Sparbüchern entwertet. Sparer verlieren dabei Geld, ohne etwas auszugeben. Doch auch Tages- und Festgeldkonten bieten was den Ertrag betrifft oft nur geringe Abhilfe, da auch sie durch die niedrigen Zinsen betroffen sind. Aktien hingegen können hohe Gewinne bieten, das angelegte Kapital ist jedoch auch höheren Risiken ausgesetzt. Aufgrund dessen ist es empfehlenswert, Kapital in unterschiedliche Anlageformen zu investieren, um es nachhaltig zu vermehren. Abhilfe schaffen können beispielsweise auch Crowdlending-Plattformen im Internet, bei denen Kapital in die Darlehen von Kreditnehmern investiert werden können. Als Ergänzung zu einem Portfolio bieten diese oft eine attraktive Rendite bei gleichzeitig konservativem Risikoprofil.

Formen von Zinsen

Abgesehen von Soll-, Haben-, und Leitzinsen gibt es auch andere Formen von Zinsen. Negativzinsen sind zum Beispiel Zinsen, bei denen Anleger dafür bezahlen müssen, um ihre Einlagen bei der Bank anzulegen. Kreditnehmer hingegen erhalten Geld dafür, wenn sie Geld leihen. Zu Negativzinsen kommt es meist dann, wenn ein Niedrigzinsniveau herrscht.

Des Weiteren gibt es Überziehungs- und Zinseszinsen. Überziehungszinsen treten dann ein, wenn ein Kontoinhaber den Rahmen seines Kontos überzieht. Meist ist das bei Girokonten der Fall. Im Vergleich zu Zinsen, die Sparer für die Geldanlage erhalten, fallen Überziehungszinsen äußerst hoch aus. Der Zinseszins-Effekt tritt dann ein, wenn Zinsen, die Anleger erhalten haben, in der nächsten Periode erneut verzinst werden. Die Zinsen nach der ersten Periode werden als Zinseszins bezeichnet. Am Ende eines Jahres werden die Zinsen des angelegten Geldes berechnet und mit dem bisherigen Kapital summiert. Im darauffolgenden Jahr steigt die Gesamtsumme des Geldes, da es ebenfalls wieder verzinst wird. Durch die Zinsen des ersten Jahres ist die Menge an Kapital in der Anlage gestiegen. Dadurch, dass in den darauffolgenden Jahren wiederum das Kapital der vorigen Jahre verzinst wird, kommt der Zinseszins-Effekt zustande.

Der Nominalzins ist ein realer Zins, der zwischen dem Kapitalgeber und dem Kapitalnehmer im Kreditvertrag vereinbart wurde. Der Nominalzins wird pro Jahr angegeben und beinhaltet im Gegensatz zum effektiven Jahreszins keine Bearbeitungsgebühr. Der Nominalzins muss jährlich für ein Darlehen oder für einen Kredit bezahlt werden und gibt den Zinssatz ohne Zinseszinseffekt an.

Dokumentiert wird der Vorgang in der Zinsbescheinigung, ein Nachweis über erhaltene Zinsen. Darin steht Valuta für die rechnerische Wertstellung einer Zahlung, die für die Zinsberechnung relevant ist. Valuta ist der Zeitpunkt, an dem eine Zahlung zinstechnisch verrechnet wird. Sie kann von dem Zeitraum der Auftragserstellung oder des Auftragseinganges abweichen. Per Gesetz (§675t BGB) sind die Banken dazu angehalten, die Wertstellung am gleichen Tag des erfolgten Zahlungseingangs oder -ausgangs durchzuführen, spätestens jedoch am folgenden Werktag. Die Zinsbescheinigung listet dazu Zinsen, die bezahlt und erhalten wurden. Da diese Beträge steuerlich relevant sind, müssen sie an das Finanzamt gemeldet werden. Das geschieht mithilfe der Zinsbescheinigung. Normalerweise wird die Zinsbescheinigung von Banken ausgestellt, oder direkt an das Finanzamt gemeldet und im Rahmen der Kapitalertragssteuer an das Finanzamt abgeführt. Das geschieht einmal jährlich, meist am Jahresende.

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05.05.2020